Auf den Anfangsfrust folgt der späte Jubel unserer Männer

Heilbronner Stimme_09.11.2022

Neckarsulmer Drittliga-Männer untermauern mit dem knappen 6:4 gegen Jena ihre Aufstiegsambitionen

Es war ein Sonntag der verschiedenen Gefühlswelten. Auf den Frust des verkorksten Beginns folgte nach mehr als dreieinhalb Stunden der Jubel über das knappe 6:4 der Drittliga-Akteure der Sport-Union Neckarsulm gegen den SV Schott Jena. Bei Spitzenspieler Florian Bluhm musste der Ärger nach seiner zweiten Niederlage des Sonntags zum frühen 1:2-Rückstand raus. Mit seinem Handtuch hämmerte er immer wieder auf die Spielumrandung ein, warf am Ende gar eine um – und kassierte dafür vom Schiedsrichter eine Gelbe Karte. „Du kriegst das natürlich mit, wenn es bei dir auch nicht läuft. Florian darf auch mal menschlich sein“, sagte Julian Mohr, der am Nebentisch zeitgleich aktiv war, über den Gefühlsausbruch des Teamkollegen – Mohr drohte beim Stand von 6:11, 2:11 und 9:10 selbst eine Niederlage gegen Pavel Mego. „Nach dem zweiten Satz habe ich nicht mehr dran geglaubt“, sagte Julian Mohr. Durch eine Spielumstellung verhinderte er das Neckarsulmer 1:3, er schlug anders auf und machte aus seinem 0:2-Satzrückstand einen 3:2-Sieg.

Lebensnotwendig

„Ich bin mir sicher“, sagte Florian Bluhm hinterher lächelnd: „dass Julian am Ende der Saison mehr Gelbe Karten gesammelt hat als ich.“ Strafen für die Mannschaftskasse zieht das allerdings nicht nach sich. Der Mohr-Punkt war am Ende „lebensnotwendig“, wie es Vater/ Trainer Alexander Mohr formulierte. Denn von Beginn an teilte man sich in jedem Paarkreuz die Punkte. Im Doppel sind Florian Bluhm und Vladimir Anca auf Formsuche. „Es passt einfach noch nicht“, sagte Florian Bluhm. Es ist Geduld gefragt. Einen linkshändigen Abwehrspieler mit einem schlagkräftigen zwei Meter großen Rechtshänder zusammenzubringen, ist nicht so leicht. „Sie müssen zueinander finden“, sagte Julian Mohr und erinnerte daran, dass Florian Bluhm und Jens Schabacker in ihrer ersten gemeinsamen Saison einst als Doppel quasi nix gewonnen hätten. Vladimir Anca stand auch in seinem ersten Einzel im Fokus. Der gebürtige Rumäne vergab drei Matchbälle und verlor im fünften Satz 11:13. Ein bisschen taktisch und spielerisch zu ungestüm präsentierte sich der Neuzugang bei seiner ersten Einzel-Niederlage. So hieß es nur 4:3 für Neckarsulm statt 5:2, denn Josef Braun im hinteren Paarkreuz und auch Florian Bluhm im Einserduell blieben siegreich. Weil Julian Mohr gegen Tibor Spanik verlor, stand es vor den finalen zwei Schlusseinzeln 4:4. Alles offen. Ein Break musste her. Die Neckarsulmer Zitterpartie dauerte mehr als dreieinhalb Stunden – und war eine doppeldeutige für alle Beteiligten. Ungewohnt kalt ging es in der Amorbacher Halle zu, 15 Grad als Mindest-Raumtemperatur sollen in der aktuellen Situation reichen, sind aber kein erwärmendes Vergnügen für Sportler und Zuschauer. Dabei hat die kalte Jahreszeit noch gar nicht richtig begonnen. Durchaus Klärungsbedarf sehen die Neckarsulmer deshalb in Sachen Hallen-Temperatur. Immerhin durften sich die fröstelnden Fans noch über ein Neckarsulmer Happy End freuen. Josef Braun ist wieder zurück auf dem Weg zu alter Stärke und freute sich über seinen dritten Erfolg des Tages zum 5:4, Vladimir Anca machte mit dem 6:4 die nächsten zwei Punkte im Aufstiegsrennen perfekt.

Mentalität

„Ich glaube, dass wir dieses Jahr wieder die Aufstiegs-Mentalität besitzen“, sagte Julian Mohr. Bisher sei man nach jedem Abstieg aus der 2. Liga sofort wieder dorthin zurückgekehrt. Die kniffligsten Aufgaben der Hinrunde sind für den aktuellen Tabellendritten wohl schon gelöst. Mit 8:2 Punkten liegt die Sport-Union Neckarsulm aktuell gleichauf mit Hohenstein-Ernstthal, Tabellenführer DJK SB Stuttgart hat bereits vier Minuspunkte gesammelt.